Kritiken


Ein grandioses Konzert

 

Sibylle Karpati in Stegen

 

Stegen – Es war ein musikalischer Abend, der voller Poesie die schmerzlichen Erfahrungen unerfüllter Liebe zum Inhalt hatte, in dem die Menschen auf der Suche nach Geborgenheit eine flüchtige Spur sentimentaler Wehmut hinterlassen, um selbst in der erschütternsten Resignation den Stolz ihrer liebenswerten Persönlichkeiten zu bewahren. Zwischendurch ging es in heiterer Gelassenheit durch das amerikanische Showbusiness, wurden mit Schwung die Banalitäten des täglichen Lebens besungen und unabänderlichen Wirrnissen des Seins mit einem Achselzucken begegnet.

Internationale Chansons nannte Sibylle Karpati ihr Programm, bei dem sie es meisterlich verstand, Jaques Brel und Georges Gershwin, Liza Minelli, Edith Piaf und Zarah Leander gefühlvoll nebeneinander zu stellen. Wie in einem Jahrmarkt des Lebens schlüpfte sie in die verschiedenen Rollen ihrer Protagonisten, machte den Herzschlag hinter den Kompositionen hörbar und verlieh jedem Song eine unverwechselbare Existenz.

 

(Jörg Konrad, SZ.)



Mit Papierfliegern Richtung Zukunft

 

Karpatis „Die kleine Reisegesellschaft“ macht Station im Sudhaus Seefeld

 

Seefeld – Seit zwei Jahren ist eine kleine Reisegesellschaft unterwegs und hat bei den bayrischen Musikbühnen Station gemacht. Am Freitag kam Reiseleiterin Sibylle Karpati mit ihren fünf Musikern ins Sudhaus des Seefelder Schlosses. Dort erzählten die Weggefährten ihre Reiseerlebnisse in Wort, Bild und Musik. Für die begeisterten Zuschauer hätte die zweistündige Reise noch lange nicht zu Ende gehen brauchen.

Treffen ein Franzose, Engländer, Italiener, Amerikaner und ein Deutscher zusammen, entsteht ein Mix, der unterhaltsamer nicht sein kann: Sie machen nicht nur Musik. Sie flirten fleissig mit den Zuschauerinnen und bedienen mit Wortspielereien die allzu bekannten Klischees vom „Mann an sich“. 

Doch vor allem umschwärmen sie ihre rot 

beschirmte Reiseleiterin im Safari-Look. 

Denn besonders Sibylle Karpatis be- und verzaubernde Stimme lässt die fantastischen Reiseerlebnisse zu kleinen Kunstwerken werden. Sie hat ein wunderbares Timbre, lässt ihre Stimme aus einer kraftvollen Tiefe bis in klare Höhen und wieder zurück wandern.

 

Man fühlte sich ins Pariser Olympia versetzt, als sie Edith Piafs „Je ne regrette rien“ sang.

 

 

Zauberwort Toleranz

 

 

Aus Wort und Musik bastelt bastelt die Karpati eigene Persönlichkeiten, singt und spielt den Vamp ebenso überzeugend wie das sittsame Mädchen. Das himmelte in klassischer Gesangsmanier einen Adonis an und weiss, „Seit ich ihn gesehen, glaubt ich blind zu sein“. Im Hintergrund erschien an die Wand geworfen der Gegenstand der 

„unschuldigen“ Gedanken: nackt, gut gebaut und in allen erdenklichen Posen.

Da klingt „Der Verführer“ ganz anders. Mit Hermann Hesses Worten erinnert sich Rotweingeniesser Werner Voigt – Monsieur Lafleur – an die vielen Liebschaften seines Lebens. Versonnen räsonierte er über die jungen Mädchen, die er nach einmaligem Gebrauch aus Langeweile fortgeworfen hat. Mit der Frage „Warum kann eine Frau nicht so sein wie ein Mann?“ kam die kleine Reisegesellschaft zu einem Thema, dass, seit es Menschen gibt, Anlass zu heftigen Diskussionen gibt. Ihr philosophisches Rezept, wie Frau (7000 Wörter am Tag) und Mann (2000 Wörter am Tag) friedlich zusammenleben könnten, ist die Toleranz. Zum Abschied segelten Papierflieger durch die Luft und es ertönte ein sprühendes „Running wild“.

 

 

(Eveline Silkenstedt – Merkur)



Süddeutsche Zeitung - Mittwoch 23. April 1997 - Kultur
Süddeutsche Zeitung - Mittwoch 23. April 1997 - Kultur

Süddeutsche Zeitung Nr. 91 - Montag 21. April 1997 - Feuilleton
Süddeutsche Zeitung Nr. 91 - Montag 21. April 1997 - Feuilleton

Einzigartig

 

„ ...es ist nicht nur eine Hommage an Astaire, Garland, Brel, Leander, Monroe, Heller, Piaf, Brassens, Minelli - Es ist eine „Hommage“ an die Phantasie ihrer Lieder.“ Andere bezeichneten das Auftreten von Sibylle Karpati und Band als ein Zusammentreffen von „Zauber und Phantasie, Atmosphäre und Rhythmus“. Was man dann am Samstag im Sudhaus fast drei Stunden lang zu hören bekam, war das Beste, was der Rezensent jemals in Schwarzach zu hören bekommen hat.

Ab und an, jedoch sehr selten, verirren sich kulturelle Perlen in die Provinz. In Schwarzach trafen diese Perlen auf ein Publikum, das sich in eine Welt der Musik hineinführen ließ, die immer wieder aufs Neue faszinierte. Sehr originell wurde das gesamte Programm durch eine internationale Reisegruppe bei einer Zwischenlandung präsentiert. Die Musik erzählte, von einer Dia-Show unterstützt, von der Welt. Da aber das „Konzert" am dichtesten dort wirkte, wo bestenfalls wenige erklärende Worte die Songs, Chansons, und Lieder unterbrachen, darf man fragen, ob diese Randgeschichte wirklich nötig war? Sibylle Karpati und Ihre exzellente Band sind von einer so direkt ansprechenden und so fulminant mitreissenden Wirkung, dass sie meines Erachtens leicht auf den Tand nebenbei verzichten können.

Zu der oben angesprochenen Farbigkeit des Programms gesellte sich zum Beispiel Schuberts Vertonung von Gretchens Aussersichsein bei „Meine Ruh ist hin" (Goethe: Faust), bereichert durch männliche Dia-Akte und ein von der Pianistin nach dem Musik-Höhepunkt sinnvoll hingehauchtes „Oh mein Gott". Hier überzeugte Sibylle Karpati ebenso wie beim Zwiefachen „Leut, Leut, Leutl müaßts lustig sein" inklusive anschließendem Tanz mit dem Publikum. Als Karpati aus „My fair Lady" das „Kann denn eine Frau nicht sein wie ein Mann" sang, zeigte sie sich auch hier stilsicher. Es gibt viele, die gut, aber nur wenige, die auserwählt sind. Sibylle Karpati hat es eben und dankenswerterweise neben sich ihren Mann, der komponiert und vor allem arrangiert und seiner Frau treu das zuliefert, was diese in Vollendung umsetzt. Nicht umsonst hatten sie Auftritte im Bayerischen Hof, im Allotria und der Kitzbüheler Tenne. Am Ende befand sich das Publikum im bestens bewirtenden Sudhaus im Glücksrausch, wie man ihn so in Schwarzach bislang nie erleben konnte.

Als Sibylle Karpati am Ende des offiziellen Teils das Piaf-Chanson „Non, je ne regrette rien" sang, spürte man ihre innere Verwandtschaft mit der Piaf, die so gewesen sein muss wie die Karpati jetzt ist: Ein Bündel an Energie, Leidenschaft und Lust, sich der Musik absolut hinzugeben, dem Publikum zum intensivsten Genuss. Getrost darf man im Leben vieles vergessen. Jedoch weder nicht noch nie DIE KLEINE REISEGESELLSCHAFT!

(Kristian Kuhnle, Straubinger Tagblatt)



Stimme, Erfahrung, Persönlichkeit

 

Sibylle Karpati mit Band: Internationale Chansons in Dachau

 

Dachau – Sie hat Gold in der Stimme, sie hat Ausstrahlung und Persönlichkeit. Entsprechend begeistert waren die Zuhörer am Samstagabend im Cafe „Bubu“, als Marina Teufelhart sich für „ein echtes Highlight“ bei Sibylle Karpati und ihrer Band bedankte. In einem gut zweistündigen Streifzug hatte die Sängerin mit klassischer Ausbildung und mit ihren fünf professionellen Begleitern (…) beliebte Jazzsongs, Musicalhits, Film- und Broadwaymelodien und französische Chansons in Erinnerung gebracht.

Sibylle Karpatis Lebensmotto: Sei ruhig einmal traurig, aber nicht zu lang, denn niemand mag traurige Menschen – Sie doch auch nicht?, So singt sie auch gern vom steten Auf und Ab des Lebens und davon, dass die Erde sich immer weiter dreht und jeder, auch noch so mit sich selbst beschäftigt, nur ein kleines Rädchen im grossen Getriebe ist. „Je ne regrette rien – ich bedauere nichts“, sagt sie mit Edith Piaf, und ihre Stimme kommt der des berühmten „Spatz von Paris“ nahe, obwohl sie bewusst nicht kopiert, sondern ihre Eigenheiten einbaut. Auch Liza Minelli ist der Sängerpersönlichkeit Karpatis verwandt.

 

Lichtbilder als Stimulans

 

Sie steht mitten im Leben, und darum sind ihre Interpretationen berühmter internationaler Chansons glaubwürdig. Da klingt nichts nach Coversong. Zur Unterstreichung der Stimmung und als Stimulans wirft sie Dias an die Wand: Bildgeschichten, Momentaufnahmen, Filmzitate und mitunter auch herzhaften Kitsch.

Besonders die Kammermusikstücke mit Stimme pur und dezentem Klavier liessen immer wieder aufhorchen, obwohl sich Sibylle Karpati auch bei der musikalischen Spielfreude der Kollegen mühelos in der Band durchsetzte. Denn Sibylle Karpati hat etwas zu sagen.

(Eva S. Klimt – SZ)